Bewegungsrecherche
Gedanken in Aktion
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Die Bewegungsrecherche lässt mich als explorativer Rechercheansatz Gedanken, Konzepte, Politisches und Zwischenmenschliches, Vision und Utopie sinnlich-kinästhetisch erfahren.
In Bewegung kann ich Gedanken in Aktionen übersetzen und Unaussprechliches ausdrücken.
Dabei generiert die Recherche subjektives, gefühltes Wissen.
Gleichzeitig kann Bewegungsrecherche auch das Ziel haben, implizites Wissen in explizites Wissen zu verwandeln - also das Unaussprechliche in Bewegung Inbegriffene in Aussprechliches zu transformieren.
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Hilfreich, um Bewegung beschreiben, einzuordnen, bewerten oder vermitteln zu können, sind Bewegungsanalysen (z.B.: Laban) und Kenntnis in somatischen kinästhetischen Praktiken..
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Subjektives Wissen, der Körper als Erkenntnissquelle, ist das überhaupt Wissen?
Wenn ich etwas in Bewegung begreifbar mache, dann weiß ich es nicht nur, dann habe ich es verstanden und mit meinem Körper begriffen und verinnerlicht. Für mich ist die Erkenntnis vom eigenen Standpunkt aus wertvoll, denn die "eigene Reflexion des Erlebens und Handelns im Forschungsprozess sowie die Offenlegung der biographischen Hintergründe und Motive meines Erlebens und Handelns schmälern nicht die Güte meiner Erkenntnisse, sondern erhöhen sie, weil sie die Erkenntnisse einschätzbarer und verständlicher werden lassen.”
Anke Abraham im Buch Tanzpraxis in der Forschung – Tanz als Forschungspraxis von Susanne Quinten, Stephanie Schroedter (Hg.)
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Der kinästhetische Sinn ermöglicht uns die Wahrnehmung unserer Bewegungen. Zu ihm gehören Endorgane, Nervenenden in den Muskeln, Sehnen, Bändern, Knochen und Gelenken.
Die Nervenenden im Innenohr erlauben uns, unseren Körper im Raum und in verschiedenen Bewegungsrichtungen wahrzunehmen.
Das Sinnesorgan im Innenohr bildet zusammen mit dem kinästhetischen Sinn das propriozeptive Nervensystem (die Wahrnehmung der Vorgänge im eigenen Körper betreffend).
Ansätze und Methoden, die ich erprobt habe:
In Bewegung denken
Ich erforsche und lerne ein neues Wissen mit dem Körper. Dabei lenke ich meinen Blick darauf, wie ich selbst grundlegende Bewegungen und Körperverbindungen frühkindlich erlernte. Ich begebe mich zurück in eine Zeit als ich noch in Bewegung dachte.
Der Struktur der Bartenieff Fundamentals (Basic 6) folgend, erforschen ich die Recherchefrage in folgender Rheinfolge:
- Atem
- Core-Distal (Navel-Radiation)
- Head-Tail (Spinal)
- Upper-Lower (Homologous)
- Body-half (Homolateral)
- Diagonal (Contralateral)
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Dabei erlaube ich, dass das Recherchethema mich bewegt.
Inspiriert von Ciane Fernandes "Somatic Performative Research"
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Bewegungsmuster modulieren
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Ich kenne die Bewegung, das "WAS?" und erforsche das "WIE?"
Was verändert sich in der inneren Wahrnehmung, wenn ich das Bewegungsmuster ausführe?
Was verändert sich in der äußeren Wahrnehmung, wenn ich das Bewegungsmuster ausführe?
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Ich verändere und moduliere das Bewegungsmuster (ich bewege mich schneller, langsamer, kleiner, größer...).
Was verändert die Modulation in der inneren und äußeren Wahrnehmung?
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In Bewegung Raum und Zeit erforschen
In Bewegung Raum und Zeit messen:
Den Raum in mir, zwischen Gelenken und Muskeln, zwischen Gedanken und Träumen, die Zeit zwischen Herzschlag und Herzschlag, zwischen Ein- und Ausatmen.
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Den Raum zwischen hier und dort, dazwischen, da wo ich nicht bin. In Referenz zu: Objekten, meinem eigenen Körper oder Menschen.
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In der Improvisation platziere ich mich, meinen Körper, in Referenz zu dem mich Umgebenden.
Dadurch kann ich persönlich erfahren, dass ich nur hier sein kann, nie dort, aber ohne dort wäre ich nicht hier. Ich kann immer nur jetzt hier sein, in diesem Jetzt schlägt mein Herz. Ich bewege mich und mein Körper füllt den Raum aus, an dem ich vorher nicht war.
Ich lote den Bewegungsradius in mir aus, welche Mikrobewegungen erlauben meine Gelenke, mein Brustkorb, der sich mit jedem Atemzug hebt und senkt, ohne dass ich meine Relation zu Referenzpunkten im Raum verändere.
Wenn ich auch nur eine Sache ändere, ändert sich alles, Bezugspunkte, Zeit, Raum. Stehe ich lange auf einer Stelle, reglos, verändern sich die Schatten an der Wand, die Erde dreht sich, ich drehe mit ihr und bin stets in Bewegung trotz meines regungslosen Körpers.
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Arbeite mit dem Umfeld
Wie beeinflusst mein Umfeld meine Bewegungen?
Verhaltensweisen erforschen durch die Exploration von Tanzimprovisation.
Durch Bewegungsqualitäten und erzeugten Haltungen können Rückschlüsse auf persönliches Befinden in gezielt gestalteten Kontexten entstehen.
Manipulation des Umfeld z.B. durch: verschiedenen Orte, Untergründen oder die Arbeit mit Objekten, Sounds, Musik, MittänzerInnen, Beobachterinnen und deren Haltung.
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